Überaus erfolgreich verliefen die deutschen Hallenmeisterschaften für die beiden Vertreter des Leichtathletikbezirks Unterfranken.
Tag 1 (Samstag):
Ein souveräner Finaleinzug und eine neue Bestzeit. So lautet die Halbzeit-Bilanz der unterfränkischen Athleten zur Halbzeit der deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe.
Über jeden Zweifel erhaben war Fabienne Kohlmann in ihrem Vorlauf über 800m. Auf der Schlussrunde setzte sich die Gambacherin in Führung und sprengte so das Feld des zweiten Vorlaufs. Souverän gewann sie in 2:07.28 sek und zog so direkt ins Finale ein. Zwar hatte sie insgesamt "nur" die viertbeste Vorlaufzeit, aber für das Finale sollte durchaus eine Medaille drin sein, da die 20-Jährige noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt hat. Schärfste Konkurrentin ist wohl ihre 4x400m-Staffelkollegin von Berlin, Claudia Hofmann, die den ersten Vorlauf mit deutlichem Vorsprung gewonnen hat und die schnellste Vorlaufzeit erzielte.
Knapp am Finaleinzug vorbei schrammte LG-Neuzugang Christian Rasp. Dennoch konnte der Sprinter zufrieden sein mit seinem Auftritt über 60m, stellte er doch im Vorlauf in 6,79 sek eine neue persönliche Bestzeit auf - erstmals bei nationalen Titelkämpfen. Im Zwischenlauf verpasste er eine ähnlich schnelle Zeit, weil er nach 15m einen kleinen Wackler hatte. In 6,84 sek wurde er zeitgleich mit dem Fünftplatzierten Sechster. Fürs Finale hätte er (im stärkeren der beiden Halbfinals) eine Zeit von 6,76 sek gebraucht. Heute läuft der Mainbernheimer noch die 200m und will hier noch einmal eine gute Leistung zeigen, nach der Pflicht sozusagen die Kür.
Tag 2 (Sonntag):
Es war mal wieder ein typischer Auftritt von Fabienne Kohlmann im Finale über 800m der Frauen bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe. Auf der Schlussrunde zündete die 20-Jährige ihren berühmt-berüchtigten Turbo.
Von Rang Fünf stürmte die Gambacherin noch auf Platz Zwei, einzig Jana Hartmann konnte sich vor Kohlmann ins Ziel retten, in 2:06.38 min gab es die Silbermedaille für die letztjährige WM-Teilnehmerin, der gelungene Abschluss einer Hallensaison mit bayerischen Meistertitel und Ländervergleichskampf-Auftritt in Glasgow, der hoffen lässt, dass Kohlmann auch mal in einem geraden Jahr ihre Stärken zeigt (bisher war sie immer nur in ungeraden Jahren richtig erfolgreich, 2005 Jugend-Olympiaden-Siegerin, 2007 U20-Europameisterin, 2009 WM-Teilnehmerin).
Nach Platz Acht bei der letzten nationalen Hallenmeisterschaft und Rang Drei im Sommer über 400m Hürden jetzt also der nächste Schritt nach vorne in der Aktivenklasse, erstmals kann Kohlmann eine Vize-Meisterschaft bejubeln, da stört es überhaupt nicht, dass über 400m wohl sogar der Sieg drin gewesen wäre ...
Nicht ganz fürs Finale reichte es indes für ihren Teamkollegen Christian Rasp, der über 200m zwar Zweiter in seinem Vorlauf hinter WM-Teilnehmer Robert Hering wurde und in 21,81 sek nur 4 Hunderstel über seiner Bestzeit blieb, in der Gesamtwertung aber "nur" Elfter wurde.
-> zum Video vom 800-Meter-Lauf mit Fabienne Kohlmann
Hintergrundbericht:
Ein Wirbelwind namens Fabienne
Während am Wochenende ein Sturmtief mit dem Namen Xynthia über Deutschland hinwegfegte, trugen die deutschen Leichtathleten gut geschützt in der Karlsruher Europahalle ihre nationalen Titelkämpfe unterm Hallendach aus. Doch auch dort tobte sich ein Wirbelwind aus, zumindest im 800m-Finale der Frauen.
Es handelte sich um Fabienne Kohlmann von der LG Karlstadt-Gambach-Lohr. Nach ihrem souveränen Vorlaufsieg am Samstag war sie eine der heißen Medaillenkandidaten für den Endlauf tags darauf. Doch danach sah es zu Beginn der vier Runden nicht aus. Nachdem alle Teilnehmerinnen im Anschluss an die erste Kurve nach innen zogen, ordnete sich die 20-Jährige erst einmal ganz hinten ein, Runde Zwei und Drei lief sie dann fast auf Bahn Drei: „Es war ein sehr dichtes Feld und ich hatte die Wahl entweder innen eingekesselt zu werden und dadurch weniger zu laufen, oder außen frei und mehr zu laufen. Ich hab mich für das freie laufen entschieden,“ erklärte die Gambacherin ihre Taktik. Erst auf den letzten 200m schob sie sich Platz um Platz nach vorne, erst auf die dritte Position, auf der Zielgeraden auch noch vorbei an ihrer Staffelkollegin von der WM im Sommer in Berlin, Claudia Hofmann, auf Rang Zwei. Nur Jana Hartmann war ihr schon zu weit enteilt. „Ich hätte mich schon in der vorletzten Runde besser platzieren müssen, dass ich am Ende auch noch die Erste hätte bekommen können. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer …“, lautete Kohlmanns Erkenntnis nach dem Rennen, das sie in 2:06,38 min beendete. Trotzdem war die Psychologie-Studentin sehr zufrieden, immerhin war es ihre beste Platzierung bei deutschen Meisterschaften der Aktiven und eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, als sie in der Halle Achte geworden war: „Ich wollte ein Medaille und die hab ich auch bekommen!“
Jetzt wird die U20-Europameisterin des Jahres 2007 erst einmal ein paar ruhigere Tage einlegen, um dann voller Elan das Training für die Sommersaison anzugehen. Ende März steht ein Trainingslager auf der Ferieninsel Mallorca an und Ende Juli will die 20-Jährige dann wieder in Spanien sein, genauer gesagt in Barcelona bei den Europameisterschaften. Das Hauptaugenmerk in der Freiluftsaison gilt dann wieder ihrer Lieblingsstrecke, den 400m Hürden. „Es wird aber auch wieder Ausflüge auf längere und kürzere Strecken geben“, blickt sie schon einmal voraus. Dass solche Ausflüge durchaus von Erfolg gekrönt sein können, hatte der Wirbelwind in Karlsruhe eindrucksvoll bewiesen.
Zufrieden mit der Hallensaison war auch Kohlmanns neuer Vereinskollege Christian Rasp, auch wenn er beim 60m Finale der Männer nur auf der Tribüne saß. Da kam dann doch kurz so etwas wie Enttäuschung beim Mainbernheimer auf: „Oh man, ich war so nah dran, schade …“ Zum wiederholten Male hatte der 20-Jährige seine Bestzeit gesteigert, in Karlsruhe blieb er im Vorlauf in 6,79 sek erstmals unter 6,80 Sekunden. Damit hatte der Nezugang vom TV Etwashausen seinen persönlichen Rekord im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt 24 Hunderstel nach unten gedrückt und sich auf den elften Platz in der deutschen Jahresbestenliste geschoben. In der Europahalle wurde er zeitgleich mit dem Neunten Zehnter, aber nur acht Athleten kamen in den Endlauf. Doch Rasp hat Blut geleckt, freut sich jetzt schon auf die Sommersaison und hat schon einen Termin fest ins Visier genommen: „Am 12. Juni ist ein U23-Vergleichskampf zwischen Polen und Deutschland!“ Da will er dann dabei sein und das erste Mal das Nationaltrikot tragen. Die Chancen stehen nicht schlecht, war er doch unterm Hallendach der zweitbeste Junior in ganz Deutschland. Und auch für die 200m hat er sich viel vorgenommen: Nachdem er sich in der Halle um über eine Sekunde auf 21,77 sek verbesserte, macht er jetzt Jagd auf den unterfränkischen Rekord, gehalten von Klaus Dieter Stierhof. Der Schweinfurter lief im Jahr 1978 21,25 sek. „Nach dem 100m-Rekord im letzten Jahr, will ich jetzt auch der beste Unterfranke über die doppelt so lange Strecke werden!“ Sein Trainer Jonas Wahler traut es ihm durchaus zu, hat aber mit Michael Fischer einen zweiten Athleten, der durchaus das Potenzial den Rekord zu knacken. „Es wird ein spannender Sommer!“, so seine Prognose, ohne sich auf einen seiner Schützlinge festlegen zu wollen. Es könnte also ein durchaus stürmischer Sommer werden in der unterfränkischen Leichtathletik …